Auch zweites DAB-Baby tot geboren

Digital Radio edit: 19.06.12

In einer lautstarken Kampagne verkünden private Sender und deutsches Staatsfernsehen den Untergang des analogen Satelliten-Empfangs bereits heute. Dagegen hat kaum jemand wahrgenommen, daß seit einigen Monaten das Digitale Audio Broadcasting (DAB) im Testbetrieb lief. Die erst kürzlich angeschaffte DVB-T Box für TV kann zwar auch digitales Radio empfangen, doch gesendet wird mit dieser Technologie nichts. Außerdem sind viele Radio-Hörer mit UKW zufrieden und kümmern sich nicht um erweiterten Rundfunk.

 

Für DAB brauchte man ein weiteres Zusatzgerät. Das Senderangebot war nahezu das gleiche, wie bei UKW und Informationen zum Thema waren spärlich. Kein Wunder, daß auf diese Weise kaum ein möglicher Kunde gewußt hätte, daß es DAB gibt, geschweige denn, was man dort zu hören bekommt. DAB Radio in Deutschand ohne Lobby

Im Gegensatz zur knalligen Reklame für den digitalen Satellitenumstieg, blieb weitgehend verborgen, daß seit 1. August das weiterentwickelte "DAB+" auf Sendung ist. Hier tut sich besonders der Fußball-Sender "90ELF" hervor und promotet in Sendungen, sowie auf seiner Internet-Seite, die parallele Empfangbarkeit per Ätherwellen. Bisher gab es die Kollegen vom Sport nur online. Außerdem sind die in der jeweiligen Region üblichen Deutschland- bzw. ARD-Radios verfügbar, sowie Absolut Radio, Kiss FM, Energy und ERF Radio .

Für den Empfang brauchte man bisher einen Computer, oder ein Internet-Radio. Die echten Fans haben sich die Geräte für teures Geld auch angeschafft. Aber nur wenige (und besonders teure) Geräte, die sich für das Internet-Radio eignen, sind auch für DAB / DAB+ tauglich. Daher sind die wenigen Kunden, die bisher die Hörerschaft bilden, nun gezwungen erneut  aufzurüsten.

Und hier fängt das eigentliche Problem an:

Es ist nahezu aussichtslos, im Handel ein DAB-Empfangsgerät zu finden. Angeboten werden eine handvoll Netzwerk-Kofferradios im "Retro-Design", die jeder Beschreibung spotten. Von der technischen Ausstattung (DAB Empfang) ganz zu schweigen! Als Autoradio ist derzeit überhaupt kein DAB-fähiges Modell im Angebot. Und die Krone auf dem i ist der Mondpreis, den Media-Markt, Saturn und Conrad meinen, für ein Digitalradio verlangen zu können. Da lohnt es sich durchaus, beim Urlaub in England oder Frankreich den Elektromarkt aufzusuchen, um ein sinnvolles Souvenir zu besorgen.

Somit wird es noch einges zu tun geben, um den neuen Standard mit seinen vielfältigen Möglichkeiten von den Entwicklern auch bis zum deutschen Kunden zu bringen! Wahrscheinlich wird auch diese Neuerung eher ein Flop. Zumindest, solange man dem Kunden selbst die Entscheidung überläßt, was er benutzen will.

Den Umstieg kann die Industrie am besten erzwingen, wenn sie einfach UKW abschaltet - analog zum Fernsehen, wo zum Stichtag eben nur noch DVB-T oder digitaler Satellit möglich ist.

 
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